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Gefahrenmuster

Bei den Lawinen-Gefahrenmustern handelt es sich um wiederkehrende Situationen bzw. Ereignisse. Die Eingrenzung dieser Gefahrenmuster basiert primär auf dem Vergleich des jeweiligen Schneedeckenaufbaus in Kombination mit dem darauf folgenden Wettergeschehen. In diesem Kapitel erklären wir die 10 Gefahrenmuster, die über den Winter hinweg auftreten können.

GM1 - DEr erste Schneefall

  • Bodennahe Schwachschicht vom Frühwinter, die sich zwischen dem ersten und zweiten Schneefall bildet
  • In der Regel befindet sich zwischen dem ersten und zweiten Schneefall ein zeitlicher Abstand von mindestens einer Woche oder länger
  • Verbleibende Schneefelder vom ersten Schneefall wandeln sich zu lockeren Kristallen um, dadurch kann sich Neuschnee schlechter mit der vorhandenen Schicht verbinden
  • Führt vor allem zu Schneebrettlawinen, typischen Skifahrerlawinen, die für mind. 95% der tödlichen Lawinenunfälle verantwortlich sind
  • Entscheidender Faktor für eine mögliche Lawinengefährdung ist die zusammenhängende Altschneedecke in Kombination mit der anschließenden Überlagerung von Triebschnee

GM2 - Gleitschnee

  • Hangparallele Bewegung der Schneedecke
  • Abwärtsgleitende Schneedecke führt zur Bildung von teilweise mehrere Meter tiefen Rissen, den sogenannten Gleitschneemäulern
  • Auslösung kann auch ohne Zusatzbelastung erfolgen
  • Häufiges Auftreten von Gleitschneelawinen bei fortschreitender Durchnässung der Schneedecke
  • Bei der Routenplanung sollte darauf geachtet werden den Bereich unterhalb von Gleitschneemäulern möglichst zu meiden

GM3 - REgen

  • Belastung der Schneedecke durch zusätzliches Gewicht und verringerter Festigkeit
  • Zerstörung der Verbindung der Schneekristalle untereinander; der Regen dient zudem wie ein Gleitmittel
  • Dient als klassisches Alarmzeichen und führt meist zu Lawinenabgängen
  • Bildung von harten Krusten unmittelbar nach Regenfall, die zur Entwicklung von daran angrenzenden lockeren, störanfälligen Schwachschichten beitragen
  • Dünne Schwachschichten im Bereich von Krusten sind häufige Ursachen von Lawinenunfällen
  • Ausnahme: Bei sehr kalten Schneedecken wird das Wasser durch Gefrieren sofort gebunden
  • Festigkeitsverlust setzt erst bei einer „angewärmten“ Schneedecke ein, wenn sich diese dem Schmelzpunkt (0°C) nähert

GM4 - Kalt auf WArm / Warm auf KAlt

  • Starke Temperaturveränderungen zwischen zwei Wetterphasen, wobei die Temperaturen zwischen der liegenden Schneedecke und des hinzukommenden Neuschnees deutliche Unterschiede aufweisen
  • Ungünstige Auswirkung von großen Temperaturunterschieden während des Einschneiens auf die Lawinensituation
  • Voraussetzung für dieses Gefahrenmuster ist eine relativ kalte bzw. relativ warme Schneeoberfläche
  • Schneefall in Kombination mit starkem Temperatursprung verbindet den Alt- und Neuschnee vorerst gut miteinander, allerdings kann sich zeitverzögert eine Schwachschicht bilden

GM5 - Schnee nach langer Kälteperiode

  • Neuschnee nach einer längeren Kälteperiode in Kombination mit kräftigem Wind
  • Umwandlung des Schnees zu lockeren Kristallen während längeren Kälteperioden
  • Schlechte Verbindung von lockerem Triebschnee und Altschnee
  • Ablagerung von frischem Triebschnee in Windschattenhängen kann bei Zusatzbelastung abgelöst werden
  • Abrupter Gefahrenanstieg bei Schneefall unter Windeinfluss
  • Rascher Anstieg der Lawinengefahr und meist ein langsamer Rückgang
  • Problem ist die schnelle Veränderung der Bedingungen, welche eine ebenso schnelle Anpassung des Verhaltens benötigt

GM6 - Lockerer Schnee und Wind

  • Beeinflussung von fallendem sowie bereits abgelagertem Schnee durch Wind
  • Wind ist einer der wesentlichsten Faktoren bei der Bildung von Lawinen
  • Vermehrte Störung von Schneeablagerungen bei kalten Temperaturen
  • Lockerer, trockener Schnee in Kombination mit Wind führt zu Verfrachtungen und damit zu einer Zunahme der Lawinengefahr
  • Zunahme der Sprödigkeit bei kälterem Schnee, dadurch reagiert der Schnee empfindlicher bei Belastungen
  • Unterschied zu Gefahrenmuster 5 ist die kurzfristige Entstehung

GM7 - Schneearme Bereiche in schneereichen Wintern

  • Schneereiche Winter profitieren im Gegensatz zu schneearmen Wintern von stabileren Schneedecken
  • Normalerweise weniger Lawinenunfälle in schneereicheren Wintern aufgrund von begünstigtem Schneedeckenaufbau
  • Ausnahme in schneereichen Wintern sind windexponierte (schneearme) Hänge
  • Bildung von Schwachschichten findet eher an schneearmen Stellen statt
  • Besondere Gefahr bei Übergangsbereichen von viel zu wenig Schnee
  • Abnahme der Schneehöhe in der Nähe von Randbereichen, herausragenden Felsen oder Kuppen
  • Lawinenauslösung ist abhängig von Art und Größe der Störung (Zusatzbelastung)

GM8 - Eingeschneiter Oberflächenreif

  • Oberflächenreif durch Ablagerung von Wasserdampf an der Schneeoberfläche
  • Keine Gefahr solange Oberflächenreif an der Schneeoberfläche sichtbar ist
  • Gefahr entsteht erst, wenn Oberflächenreif von weiterem Schnee überlagert wird
  • Kritischste Schwachschicht in der Schnee- und Lawinenkunde
  • Häufige Bildung von Oberflächenreif während kühlen Schönwetterperioden

  • Sonderform der Oberflächenreif-Bildung stellt der Nigg-Effekt dar
  • Überstreichung von warmer, feuchter Luft an einem Grat oder Kamm
  • Nigg-Effekt beschränkt sich auf den unmittelbaren Kammbereich
  • Schwer einschätzbar, vor allem, wenn der Oberflächenreif schon wieder leicht eingeschneit ist

GM9 - Eingeschneiter Graupel

  • Graupel ist eine kugelförmige Niederschlagsform
  • Schneebedeckter Graupel dient als ideale Gleitschicht für Lawinen
  • Gefahr entsteht erst, wenn eine dicke Graupelschicht eingeschneit wird
  • Über der Graupelschicht angesammelter Triebschnee verbindet sich nur schlecht mit der Schwachschicht
  • Graupel wirkt in der Schneedecke wie ein Kugellager für Lawinen

GM10 - Frühjahrssituation

  • Spezielle Verhältnisse in den Tourengebieten durch steigende Temperaturen und zunehmende Sonneneinstrahlung
  • Komplexes Zusammenspiel von Lufttemperatur, Feuchtigkeit, Strahlung und Wind führen zu Gefahrenzunahme in kürzester Zeit
  • Entscheidende Parameter sind die zunehmende Durchfeuchtung bzw. Durchnässung der Schneedecke, welche einen Stabilitätsverlust verursachen
  • Wichtige Voraussetzung für sichere Verhältnisse sind trockene Luft und klare Nächte
  • Ungünstige Auswirkungen auf die Schneedecke sind feuchte Luft und ein bedeckter Nachthimmel
  • Höhere Gefahrenstufe am Nachmittag durch intensive Sonneneinstrahlung und Erwärmung im Tagesgang
  • Rechtzeitige Beendigungen der Touren aufgrund von rascher Gefahrensteigerung
  • Zeitliche Disziplin und Flexibilität bei der Tourenplanung spielen eine wichtige Rolle

Achtung: während des Winters können sich auch mehrere Gefahrenmuster überlagern, in der Regel dominiert jedoch immer eines.

Gefahrenmuster Überlagerung

© lawine.

BEISPIEL

  • Die oberste Schneeschicht wurde vom Wind beeinflusst, darunter lagert eine dünne, kalte und lockere Neuschneeschicht (GM6, dominiert)
  • Darunter befindet sich eine dünne kantige Schicht unter einem dünnen Schmelzharschdeckel, die durch einen Kalt-Warm-Wechsel entstanden ist (GM4)
  • In der Tiefe befindet sich eine sehr lockere Schicht, die während einer langen Kälteperiode entstanden ist (GM5)

Weiter Informationen bezüglich Gefahrenmuster findest Du in dem Buch lawine. von Rudi Mair & Patrick Nairz