Bei den Lawinen-Gefahrenmustern handelt es sich um wiederkehrende Situationen bzw. Ereignisse. Die Eingrenzung dieser Gefahrenmuster basiert primär auf dem Vergleich des jeweiligen Schneedeckenaufbaus in Kombination mit dem darauf folgenden Wettergeschehen. In diesem Kapitel erklären wir die 10 Gefahrenmuster, die über den Winter hinweg auftreten können.
GM1 - DEr erste Schneefall
Bodennahe Schwachschicht vom Frühwinter, die sich zwischen dem ersten und zweiten Schneefall bildet
In der Regel befindet sich zwischen dem ersten und zweiten Schneefall ein zeitlicher Abstand von mindestens einer Woche oder länger
Verbleibende Schneefelder vom ersten Schneefall wandeln sich zu lockeren Kristallen um, dadurch kann sich Neuschnee schlechter mit der vorhandenen Schicht verbinden
Führt vor allem zu Schneebrettlawinen, typischen Skifahrerlawinen, die für mind. 95% der tödlichen Lawinenunfälle verantwortlich sind
Entscheidender Faktor für eine mögliche Lawinengefährdung ist die zusammenhängende Altschneedecke in Kombination mit der anschließenden Überlagerung von Triebschnee
ZEITLICHES AUFTRETEN
Gefährdungszeitraum bereits im Herbst, typischerweise jedoch im Frühwinter.
Lawinen im Herbst werden häufig unterschätzt, daher sollten bereits mit dem ersten Schneefall die Sinne für die Gefahrenstellen geschärft werden.
RÄUMLICHE VERTEILUNG
ERKENNUNGSMERKMALE
Häufig an hohen (>2000m) und hochalpinen (>3000m) schattigen Steilhängen.
Gefahrenmuster ist vorwiegend in schattigem, sehr steilen und kammnahmen Gelände.
Beobachtung mittels Lesen von Windzeichen im Gelände
Ausschau halten nach eingelagerten Triebschneepaketen im Steilgelände
PRAXISBEISPIEL
Lawine Schuchtkogel
Wo – Ötztaler Alpen / 3350 m / NW-Hang / 40°
Wann – 01.12.2009
Lawine – Schneebrettlawine (trocken)
Gefahrenstufe – 3
Lawine höchstwahrscheinlich selbst ausgelöst
Schneedeckenaufbau: Gletschereis, Schwimmschnee, vom Wind beeinflusster Neuschnee (zweite Schneefall)
Starke Temperaturveränderungen zwischen zwei Wetterphasen, wobei die Temperaturen zwischen der liegenden Schneedecke und des hinzukommenden Neuschnees deutliche Unterschiede aufweisen
Ungünstige Auswirkung von großen Temperaturunterschieden während des Einschneiens auf die Lawinensituation
Voraussetzung für dieses Gefahrenmuster ist eine relativ kalte bzw. relativ warme Schneeoberfläche
Schneefall in Kombination mit starkem Temperatursprung verbindet den Alt- und Neuschnee vorerst gut miteinander, allerdings kann sich zeitverzögert eine Schwachschicht bilden
ZEITLICHES AUFTRETEN
RÄUMLICHE VERTEILUNG
ERKENNUNGSMERKMALE
Häufig im südseitigen (sonnenexponierten) Gelände.
Vermeidung von Gefahren durch kontinuierliche Beobachtung des Wetterverlaufs in Hinblick auf Temperatursprünge
Gefahrenmuster kann ohne Blick in die Schneedecke schwer erkannt werden
Gefahr eines Abgangs muss durch Lawinenlagebericht entnommen werden oder durch eine eigene Schneedeckenuntersuchung verifiziert werden
PRAXISBEISPIEL
Lawine Metzen
Wo – Tuxer Alpen / 2250 m / O-Hang / 45°
Wann – 03.01.2010 Lawine – Schneebrettlawine (trocken) Gefahrenstufe – 2
Tage vor dem Unfall gab es warme Temperaturen und Regen
Danach kam Neuschnee mit Windeinfluss und kalten Temperaturen
Beeinflussung von fallendem sowie bereits abgelagertem Schnee durch Wind
Wind ist einer der wesentlichsten Faktoren bei der Bildung von Lawinen
Vermehrte Störung von Schneeablagerungen bei kalten Temperaturen
Lockerer, trockener Schnee in Kombination mit Wind führt zu Verfrachtungen und damit zu einer Zunahme der Lawinengefahr
Zunahme der Sprödigkeit bei kälterem Schnee, dadurch reagiert der Schnee empfindlicher bei Belastungen
Unterschied zu Gefahrenmuster 5 ist die kurzfristige Entstehung
ZEITLICHES AUFTRETEN
Gefahrenmuster ist häufig im Hochwinter zu beobachten.
RÄUMLICHE VERTEILUNG
ERKENNUNGSMERKMALE
Gefahrenmuster in allen Expositionen.
Häufig in alpinem (>2000m) und hochalpinem (>3000m) Gelände.
Besondere Gefahrenstellen sind kammnahe Bereiche, Rinnen und Mulden.
Betroffen ist die oberflächennahe, windbeeinflusste Schneeschicht. Dadurch ist dieses Gefahrenmuster recht gut erkennbar
Schneefahnen weisen auf große Verfrachtung hin
Voraussetzung ist die richtige Interpretation von Windzeichen wie Anraum, Windgangeln oder Wechten
Vorhersage mit Hilfe von Wetterstationsgrafiken oder anhand eines einfachen Stocktests, mit dem gebundene Schneepakete unter dem lockeren Schnee aufgespürt werden kann
Erkennung von Windeinfluss bereits bei der Tourenplanung möglich
PRAXISBEISPIEL
Lawine Kapall
Wo – Arlberg / 2230 m / SW-Hang / 39°
Wann – 11.03.2010 Lawine – Schneebrettlawine (trocken) Gefahrenstufe – 3
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