Lawinenunglück - Großes Mosermandl, Österreich


28.03.2013

"Am 28. März 2013 rettete der ABS® Rucksack mein Leben und leider nur das eines meiner Begleiter.

Der Hergang: Bei einer Skitour auf das Große Mosermandl in den Niederen Tauern löste sich südseitig ein riesiges, trockenes Schneebrett. Die Lawinenwarnstufe war zwischen gering und mäßig angegeben. "Günstig! Beachten: Alter Triebschnee im Nordsektor, leichter Tagesgang südseitig" lautete die Überschrift des Lawinenlageberichts.

Meine Begleiter fuhren im Abstand von mehreren hundert Metern einzeln vor mir in das 35 bis 40 Grad steile Jakoberkar ein. Ich fuhr als letzter, als rund um mich das Schneebrett losbrach. Im Anrissbereich etwa 80 m breit, die Anrisshöhe durchschnittlich 80 cm. Ich wurde in der Lawine 500 Höhenmeter auf einer Strecke von 750 m mitgerissen und blieb unverletzt. Einer meiner Begleiter starb in der Lawine, der zweite wurde vollständig verschüttet. Obwohl ich selbst die Funktion des Gerätes beim Abmarsch überprüft hatte, konnte ich nach dem Absturz vom LVS Gerät des Verschütteten kein Signal empfangen. Der Lawinenhund des mit dem Notarzthubschrauber eingeflogenen Bergretters kann ihn nach wenigen Minuten finden. Insgesamt war mein Begleiter 35 bis 40 Minuten lang etwa 70 cm verschüttet. Wäre ich nicht in der Lage gewesen zu alarmieren, wäre auch er gestorben. Tage später überprüfte ein Verwandter des Verschütteten das betroffene LVS Gerät mit seinem eigenen Gerät und konnte ebenfalls kein Signal empfangen.

Wie ich den Absturz mit dem ABS® Rucksack erlebte:

Noch bevor ich zu Sturz komme, kann ich den ABS® auslösen. Die Skibindungen lösen sich. Ich falle nach hinten und stürze mit der Lawine - am Rücken liegend, später auf dem Bauch, aber immer mit dem Kopf Richtung Tal - etwa 300 m in die Tiefe. Ab und zu für mehrere Sekunden bin ich vollständig oder zumindest mein Gesicht von Schnee bedeckt, atmen ist unmöglich. Schneeblöcke fallen auf mich. Ich versuche meine Arme schützend vor das Gesicht zu bringen, was nicht ansatzweise gelingt. Irgendetwas beschützt dennoch meinen Kopf und Oberkörper, während ich immer schneller in die Tiefe stürze.

Danach wird die Lawine langsamer, es scheint als ob die Schneemassen mich überholten. Gleich beschleunigt sie wieder. Mein Körper dreht sich in der langsameren Phase mit dem Kopf nach oben - bergwärts. Ich liege danach immer am Rücken. Mit den Schuhen versuche ich die Fahrt zu bremsen. Jetzt schiebt sich aber der Rucksack an meinem Körper nach oben. Der Beckengurt ist im Bereich des Rippenbogens und schränkt meine Atmung extrem ein. Bei jeder Unebenheit, die den Rucksack bremst, drückt es mir die Luft aus dem Brustkorb. (Ich trage keinen Schrittgurt - jetzt weiß ich wofür der gut ist). Mein Kopf jedoch fühlt sich immer geschützt an. Ich kann wieder sehen und immer besser aktiv mit den Beinen bremsen.

Schließlich werde ich langsamer. Die gesamten Schneemassen haben mich überholt. Ich komme etwa 20 m oberhalb des Lawinenkegels unverletzt zum Stillstand. Die Sonne scheint grell vom blauen Himmel, der Schnee ist blendend weiß, ich bin allein und es ist still."

Foto: Tegan Mierle